Das Ensemble der ehemaligen Commerzbank ist stadtbildprägend, das Hochhaus sogar denkmalgeschützt. Dennoch sollen beide aus wirtschaftlichen Gründen abgerissen werden.
Der gedrungene Altbau und der aus einer Hochhausscheibe bestehende Erweiterungsbau der Commerzbank - durch eine Fußgängerbrücke verbunden - bilden ein städtebauliches Ensemble am Nikolai-Fleet (Brodschrangen/ Neß/ Domstraße). Sie prägen das Stadtbild, und das Hochhaus ist zudem ein wichtiges Zeugnis der Nachkriegsarchitektur in der Hamburger Innenstadt, ebenso wie der benachbarte Hauptsitz von Hamburg-Süd, die Gebäude auf der sogenannten "Spiegel-Insel" (IBM, ehemaliges Spiegel-Haus) sowie das Bürohaus des Deutschen Rings an der Willy-Brandt-Straße.
Der Erweiterungsbau aus den Jahren 1963-1964 für das benachbarte Stammhaus der Commerbank ist eines der wenigen Bürogebäude von Architekt Godber Nissen (Entwurf zusammen mit Wilhelm Fritsche), dass in Hamburg noch in seiner ursprünglichen Raumwirkung der damals von den Stadtplanungsbehörden favorisierten "aufgelockerten Stadt" und in seiner Fassadengestaltung (dunkel eloxierte Fenster- und Brüstungselemente mit Umgängen, die hell abgesetzten Deckenkanten konstrastieren mit der dahinter liegenden Stahlfassade) erhalten ist. Das Commerzbank-Hochhaus war der erste Bau in Hamburg mit hervortretenden Geschossdecken und Galerien. Diese Gestaltungsidee wurde in den 1960er- und 1970er Jahren in diversen weiteren modernen Bürogebäuden umgesetzt.
Der Altbau ist laut Denkmalschutzamt schon zu stark verändert, um unter Schutz gestellt werden zu können. Das Hochhaus ist ein eingetragenes Baudenkmal. Nachdem die beiden Gebäude an einen Investor verkauft wurden, plante dieser ihren Abriss. Ein architektonisches Fachgutachten aus dem Jahr 2015 stellte dazu fest, dass eine Umnutzung zu Wohnungen und Miet-Einzelbüros aus bauordnungsrechtlichen, baukonstruktiven und wirtschaftlichen Gründen nicht möglich sei. Hierbei wurden vor allem brandschutztechnische und statische Gründe genannt. Nach Ansicht des Hamburger Denkmalrats ist jedoch eine denkmalgerechte Sanierung und Umnutzung möglich. Der Denkmalverein hat mehrfach in der Presse für eine Erhaltung plädiert und bedauert den geplanten Abriss sehr, bei dem nicht nur ein geschütztes Denkmal sondern darüber hinaus ein stadtbildprägendes Ensemble unwideruflich zerstört wird.
Fotos: Sarah C. Schreiner, Kristina Sassenscheidt; Martin Kunze