Rund zwanzig Gebäude im ländlichen Stadtteil Moorburg südlich der Elbe lässt die städtische SAGA leerstehen und verfallen, darunter auch einige Denkmäler. Instandsetzungen werden seit Jahren mit dem Verweis auf eine mögliche Hafenerweiterung aufgeschoben.
Seit 1375 gehört Moorburg zu Hamburg und ist damit einer der ältesten Stadteile Hamburgs. Es erstreckt sich westlich und östlich der A7 entlang den Straßen Moorburger Elbdeich und Moorburger Kirchdeich. Zu den Denkmälern des Stadtteils gehören mehrere Katen aus dem 18. Jahrhundert, Wohnhäuser aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert sowie das Ensemble der Elbdeiche, die nach 1460 erbaut wurden und sich von Neuenfelde bis Moorburg erstrecken.
Im Jahre 1928 einigten sich Hamburg und Preußen auf die Gründung einer Hamburgisch-Preußischen Hafengemeinschaft zur Entwicklung von Hafenflächen, und Hamburg brachte das Gebiet von Moorburg als Erweiterungsfläche in die Gemeinschaft ein. Über das Groß-Hamburg-Gesetz und die Aufbaupläne der Nachkriegszeit wurde an diesem Status festgehalten, der 1982 mit dem Hafenentwicklungsgesetz bestätigt und bis heute fortgeführt wurde. Damit besitzt die Stadt ein Vorkaufsrecht auf Immobilien im Stadtteil und in den umliegenden Dörfern. Von diesem Recht hat die Stadt über ihre Wohnungsgesellschaft SAGA in zahlreichen Fällen Gebrauch gemacht.
Trotz seiner Fläche gehört Moorburg heute zu den am wenigsten bevölkerten Stadtteilen der Hansestadt. Denn viele der von der SAGA verantworteten Objekte stehen leer und verfallen, auch wenn sie teilweise denkmalgeschützt sind. So sieht man schon seit lange keine Menschen mehr in einigen Häusern am Moorburger Kirchdeich, in der denkmalgeschützten Kate am Nehusweg 1, der denkmalgeschützten Kate am Moorburger Elbdeich 426 sowie in weiteren Bauernhäusern am Moorburger Elbdeich. Eine konkrete Anzahl der städtischen Leerstände hat zuletzt im April 2021 die Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Gudrun Schittek von der grünen Fraktion der Bezirksversammlung Mitte erbracht.
Auch wenn sich die rot-grüne Regierung darauf geeinigt hat, Moorburg nicht für einen weiteren Containerhafen zu opfern, hat der Stadtteil weiterhin eine unklare Perspektive. Seit dem politischen und wirtschaftlichen Debakel des Kohlekraftwerks Moorburg, das nach nicht einmal sechs Jahren Betriebszeit wieder vom Netz genommen wurde, sucht die Stadt mögliche Nachnutzungen für die Fläche. Die Handelskammer überraschte die Moorburger Anfang 2021 mit dem Vorschlag, das „Hafenerweiterungsgebiet Moorburg für die Entwicklung eines Energie- und Klimahafens vorzusehen“ (vgl. "Zukunftsplan Hafen" ab Seite 18), wovon sich der Senat umgehend distanzierte. Trotzdem verhindert die Aufrechterhaltung des Hafenerweiterungsgebiets in Moorburg weiterhin notwendige soziale und baukulturelle Entwicklungen.
Der Denkmalverein spricht sich ausdrücklich gegen eine mögliche Hafenerweiterung nach Moorburg aus und erwartet von den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung einen nachhaltigen und sozialverträglichen Umgang mit der historischen Bausubstanz des traditionsreichen Bauerndorfes.
Fotos: Antipas Papageorgiou
Karte Hafenerweiterungsgebiet: Anlage 1 zu §2 Absatz 2 des Hafenentwicklungsgesetzes vom 25. Januar 1982 hochauflösende Version