2022

Hamburgs architektonisches Erbe der Nachkriegsmoderne ist schon an vielen Stellen verschwunden. Ein weiterer trauriger Höhepunkt: Der qualitätvolle Verwaltungskomplex der Signal Iduna von Georg Wellhausen (1957) am Dammtor wird abgerissen für einen Neubau von David Chipperfield. Der Abriss ist möglich, weil der Bau nicht unter Denkmalschutz stand.

Das Gebäude der Signal Iduna Versicherung wurde 1959 von dem Architekten Georg Wellhausen für die Versicherung „Vereinigte Leben“ errichtet. Es liegt in der Neuen Rabenstraße an der Moorweide. Georg Wellhausen hatte bereits mehrere Instandsetzungen von kriegsbeschädigten Gebäuden und Wiederaufbau-Projekte durchgeführt. Nun arbeite er als Chefplaner für den Versicherungskonzern Iduna-Germania und plante in diesem Rahmen die neue Konzernzentrale am Dammtor.

Der Komplex besteht aus parallel liegenden Gebäudeteilen in verschiedenen Höhen, die über einen querliegenden Baukörper verbunden sind. Die Außenfassade besteht aus großen Glasflächen und wird akzentuiert von weißen Keramikbändern. Von außen kann man durch das angehobene erste Stockwerk in das Innere des Hofes und auf eine prägnante Freiraumgestaltung mit Teich und Wasserspiel blicken.

Trotz der hohen architektonischen Qualität und dem ausgezeichneten Erhaltungszustand wollte das Denkmalschutzamt die Gebäude nicht unter Schutz stellen, weil es baulich schon zu stark verändert gewesen sein sollte. Nun wird hier David Chipperfield einen eher unauffälligen Neubau realisieren. Ausschlaggebend für die Wahl des Siegerentwurfes sei der Nachhaltigkeitsaspekt gewesen. Es sollen unter anderem Materialien des Vorgängerbaus verwendet werden. Dennoch: Funktionierende Bauten dieser architektonischen Qualität abzureißen schadet sowohl dem städtischen Raum als auch unserer Umwelt. Der Abriss des alten Gebäudes und der Beginn der Bauarbeiten sind nach Angaben eines Signal-Iduna-Sprechers 2023 geplant, die Bauarbeiten sollen Ende 2026 abgeschlossen sein.

Fotos: Fotografie Dorfmüller Klier, Kristina Sassenscheidt